review – Big Daddy Wilson

Kellinghusen – Sieh an, die große, weite Welt kommt mal wieder nach Kellinghusen… dachte ich, als der nächste Act für den Kulturverein der Störstadt angekündigt wurde. Das tut sie zwar schon seit mehr als 30 Jahren, aber es ist jedes Mal wieder ein Erlebnis, so auch dieses Mal – beim Kulturverein „PEP“ kam Big Daddy Wilson, mit richtigem Namen Adam Wilson Blount, ein weltweit anerkannter Bluesman aus North-Carolina, mit seiner Band in die Ulmenhofschule.

Dieser hat sich zwar über die Jahre eher in der europäischen Bluesszene einen Namen gemacht, ist aber in seinen amerikanischen Wurzeln unverkennbar geblieben. Dieses Mal gab es sogar wieder eine Ankündigung in der Lokalzeitung, und so war es nicht verwunderlich, dass der Saal sogar recht voll wurde und sicherlich die dreistellige Besucherzahl geknackt hat.

Stimmungsvoller Saal: Die Werbung lief gut, und auch die Lokalzeitung hatte eine Ankündigung geschrieben, und so wurde die dreistellige Zuschauerzahl geknackt.

Deutlich zu bemerken der amerikanische Stil, als der farbige Musiker mit seiner Band die Bühne betrat: Alles ging irgendwie etwas cooler und lässiger über die Bühne, als man das sonst so kennt. Die Ansagen, die Sprüche, die Songs – irgendwie schaffen es US-amerikansiche Interpreten immer wieder, auch in ihrer qualitativ hohen und ersthaften Performance eine gewisse Leichtigkeit zu vermitteln, ohne dass das aufgesetzt erscheint. „Cool“ ist hier der Name des Programms.

Schon der Name seiner langjährigen Begleitband „The Goosebumps Bros.“ hört sich irgendwie nach Großstadt und Moderne an. Und dann stand er da, elegant im Anzug und mit Hut. Vielleicht auch wegen seiner Leibesfülle mit einem etwas sanfteren Bewegungsablauf kam er sehr authentisch beim Publikum an. Dazu vermittelte seine sanfte Stimme, die nur ab und an in etwas rauere Gefilde abhob, den Eindruck von echter Blues-Atmosphäre.

Blues mit Big Daddy Wilson und seiner Band „The Goosebumps Bros.“ in der Ulmenhofschule mit (v.l.): Cesare Nolli (Gitarren), Adam Wilson Blount (Gesang), NiK Taccori (Schlagzeug) und Paolo Legramandi (Bass).

Gemeinsam mit Cesare Nolli (Gitarren), Paolo Legramandi (Bass) und NiK Taccori (Schlagzeug) – also seiner langjährigen Begleitband, mit der Big Daddy Wilson gerade auf Europa-Tournee ist, präsentierte er das neue, gemeinsam aufgenommene und produzierte Album „Plan B“.

Gespannt sein durfte man auch die Performance auch, weil der Sänger bereits einmal bei „PEP“ in Kellinghusen aufgetreten war, auch wenn sich daran fast keiner mehr erinner kann und es auch keine Schrift- oder Bilddokumente davon gibt. Das war Mitte der 90er Jahre bei einem Blues-Festival im damals noch existierenden „Deutschen Haus“ in Kellinghusen.

Seine Show enthielt nun neben den Songs aus dem neuen Album auch eine Auswahl von Klassikern aus dem breiten Repertoire seiner zahllosen Vorgängeralben, die Big Daddy Wilson inzwishen aufgenommen hat.

Rauchiger Blues: Big Daddy Wilson, mit richtigem Namen Adam Wilson Blount, ein weltweit anerkannter Bluesman aus North-Carolina, kam mit seiner Band in die Ulmenhofschule.

Mit denen erarbeitete er sich den Weg zu seinen Fans und hat laut Expertenkritik mittlerweile den stilistischen Kreis seiner Karriere geschlossen, indem er neben den Blues-Elementen auch weitere Einflüsse in seine Musik aufgenommen hat – vom R’n’B über Soul, Country und Gospel bis hin zu einer Spur Funk.

So erlebte das Publikum zwei Mal eine Stunde plus Pause eine abwechslungsreiche musikalische Reise durch die vielen Nuancen der schwarzen Musik, die von Roots-Blues bis zu klassischem Soul, von Folk bis zu zeitgenössischen Urban Grooves reichte. Ob man das in allen Facetten und im einzelnen auch erkannt hat, blieb jedem im Publikum überlassen.

Nach zwei Sets mit je mehr als einer Stunde Blues: Big Daddy Wilson und Band wurden zu zwei Zugaben auf die Bühne zurück geklatscht – mit Verbeugung zum Dank.

Zum Schluss klatschten die Zuhörer die Band noch zu zwei Zugaben zurück auf die Bühne. Anders als bei vielen anderen Musikern hielt der Sänger des Abends seine Ansagen äußerst knapp – wenn er sie denn überhaupt zwischen der Präsentation seiner Songs einstreute. Hier stand die Musik für sich. Er vergaß allerdings nicht, sich bei seiner Frau zu bedanken, mit der er seit 40 Jahren zusammen ist.

Ebenso elegant wie seine Songs war sein Auftreten auch hinterher. So stand der Musiker nach dem Konzert wie so viele andere auch noch für Autogramme und die Signatur von CDs oder T-Shirts oder ein gemeinsames Foto zur Verfügung. An seinem Verkaufsstand stand auch, CDs verkaufend und Fragen beantwortend: seine Frau und Managerin.

Ludger Hinz