review – The Blues Guys and the Guinness Horns

Kellinghusen – Na, das hat dann ja doch wieder geklappt… dachte ich, als veröffentlicht wurde, wer zu Anfang des Jahres 2024 wieder bei „PEP“ auftreten würde: Denn es hatte sich schon so schön zu einer immer wiederkehrenden Tradition entwickelt, dass die „Blues Guys & the Guinness Horns“ das Eröffnungskonzert des Jahresprogrammes in der Ulmenhofschule bestreiten würden. „The Blues Guys“ da – Konzertjahr gerettet, könnte man sagen.

„The Blues Guys“ (v.l.): Hubsi Eggeling (Gitarre), Andreas Hildenbrand (Bass), Marita Eickmeyer (Gesang), _Ingo Hausherr (Drums) und Michael Fanger (Gesang).

Nun wurde diese zukunftsorientierte Tradition durch Corona jäh unterbrochen und konnte im vergangenen Jahr aus bandinternen Gründen erst einmal nicht wieder aufgenommen werden. Schade, schade. Dabei hatte die Band noch vor zwei Jahren „25 Jahre Auftritte in Kellingusen“ gefeiert, wenn diese auch nicht durchgehend statt fanden und diese Jubiläumsgigs eher an Publikumsmangel litten.

Doch nun ging es wieder los, kehrten die „Blues Guys & The Guinness Horns“ in die Störstadt zurück und ließen die Tradition des Kellinghusener Neujahrskonzerts wieder aufleben. Wobei: Zunächst wusste man ja gar nicht, ob sie wieder aufleben würden. Denn der Vorverkauf verlief etwas schleppend unterhalb der dreistelligen Grenze. Da wurden schon schlimme Befürchtungen wach, was die Zuschauerzahlen angeht.

Doch auch jetzt gab es wieder etwas zu feiern: Neben den bereits erwähnten mehr als 25 Jahren bei „PEP“ vor allem ihr 40-jähriges Bandbestehen. In die Ulmenhofschule brachten sie dazu auch noch den neuen Tonträger mit dem passenden Titel „40“ mit. Auf dem frischen Album ist auch Überraschendes vorhanden, haben sie doch ihre Neuinterpretionen von Songs von Joe Bonamassa, von Danko Jones, von Paulo Mendonza und „Audioslave“ sowie von der „Band of Gypsies“ darauf gebannt.

Und selbst ein alter TinaTurner-Klassiker mit „Not Bush City Limits“ hat es auf die CD geschafft. Für ein Duett mit Sängerin Marita Eickmeyer spielte Hubsi Eggeling eine Fassung von von Patty Smiths „Dancing Barefoot“ auf seiner Gitarre ein.

Bleibende Momente: Manche Zuschauer hielten das Gesehene und Gehörte für die Ewigkeit fest.

Nach dem schleppenden Vorverkauf zeigte ein Blick in die Runde der Ulmenhofschule am Auftrittsabend aber ein erstaunlich anderes Bild: Der Saal war voll! Kein Stückchen mehr von Publikumsmüdigkeit zu sehen. Die Besucher waren erwartungsfroh, die Band gut gelaunt – beste Voraussetzungen für einen wieder schwungvollen Einstieg ins Konzertjahr.

Unter ihrem jahrelangen Dauer-Motto „In Groove We Trust“ entfaltete die Band dann auch an diesem Abend ihr erwartetes Repertoire, das man als langjähriger „PEP“-Gänger zumindest vom Ansatz her schon kannte. Das intonierten sie in ihrem schweißtreibenden R’n’B, Soul mit Funkeinflüssen und immer auch ein paar Balladen wieder spielfreudig und in lockerer Attitüde. Das „Gebläse“ „The Guinness Horns“ erweitert das Rhythm’n’Blues-Quintett, das bereits 1983 von Hubsi Eggeling in Hildesheim gegründet wurde, um ihren entscheidenden Sound.

Garant für spritziges Konzert: der Bläsersatz „The Guinness Horns“ mit (v.l.): Martin Hartje (Saxophon), Stefan Heinrich (Trombone), Alan Sommer (Trompete) und Willi Rengelshausen (Saxophon).

Vielleicht ist auch das der Grund für eine gewisse innere Ruhe, in der sich die Band inzwischen bewegt und es sich leisten kann, nur noch eine Handvoll Einzelkonzerte im Jahr zu spielen, wie Hubsi Eggeling im Gespräch nach dem Konzert schilderte. „Wir treten nur noch da auf, wo wir Lust haben“, sagt der Bandgründer, „und in Kellinghusen hatten wir viel Lust.“

So absolvierten sie in der Ulmenhofschule ein kleines Marathonkonzert – mit elf Titeln im erste Teil vor der Pause und deren 13 inklusive Zugaben im zweiten. Allein die pure Anzahl ihrer Titel demonstriert ihre Ausgelassenheit an diesem Abend. Darunter auch einige Songs, an denen man die „Blues Guys“ immer wieder erkennt wie etwa „Shout“, „Why don’t you do it“ oder „Shake a Tailfeather“. Wenn die gespielt werden, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Aber auch ihre neuen Songs kamen beim Publikum an, vor allem das Gitarren-Gesangs-Duett von der CD, mit dem Hubsi Eggeling und Marita Eickmeyer das Publikum in die Pause verabschiedeten, erhielt nach erstem Zögern den gebührenden Applaus.

Marathonkonzert mit 23 Songs und einem Konzert…

… bis zu Erschöpfung spielten „The Blues Guys & the Guinness Horns“, die das hinterher mit einer „La Ola“ feierten.

Nach zweieinhalb Stunden, davon zwei Stunden reiner Spielzeit, entließ die Band das Publikum, das sie zuvor zu zwei Zugaben auf die Bühne zurück geklatscht hatte, beschwingt und froh in die kalte Nacht, die aber ein wieder einmal heißes Konzertjahr versprach.

An ihren Stand verkaufte die Band ihr aktuelles Album, das sie mit einer ganzen Menge Bonusmaterial auch als Speicherstick mitlieferte. So konnte jeder zumindest aktuelle Auszüge aus dem Konzert mit nach Hause nehmen. Doch nicht der schlechteste Einstieg ins Konzertjahr.

Ludger Hinz