review – Jon Felmming Olsen

Kellinghusen – Super, dachte ich, als ich hörte, wer bei PEP als nächstes spielen sollte – und vor allem, wo… das ist doch mal aus mehreren Gründen interessant!

Jon Flemming Olsen (60), der sonst hinterm Imbiss-Tresen in der NDR-Kultserie „Dittsche“ stand, war mir musikalisch aus der von ihm mit Olli Dittrich gegründeten Country-Band „Texas Lightning“ nur noch dunkel in Erinnerung. Mit ihm hat er Deutschland beim Eurovision Song Contest 2006 mit dem Song „No No Never“ vertreten. Eine Auffrischung seines musikalischen Schaffens konnte der geneigte Zuhörer 2019 in Kellinghusen schon erleben, als Jon Flemming Olsen zuletzt in der Ulmenhofschule bei PEP mit seinem Programm spielte.

Das wollte sich der Kulturverein laut dem Vorsitzenden Oliver Zantow nicht entgehen lassen, vor allem aufgrund der guten Stimmung. Zumal er schon beim angesprochenen jüngsten Auftritt 2019 sein Improvisationsvermögen unter Beweis stellte. Als damals die technische Anlage ausfiel, bat er sein Publikum kurzerhand ganz dicht vor die Bühne und spielte dort einfach unplugged weiter. Dass er also aus schwierigen Situationen das Beste heraus holen konnte, war nun ja schon mal bekannt.

Zu diesem Konzert kam PEP jetzt quasi wie die Jungfrau zum Kinde: Erst wenige Wochen zuvor hatte das Amt Kellinghusen angefragt, ob der Kulturverein nicht ein Zirkuszelt für sein nächstes Konzert nutzen wolle, das auf einer Wiese direkt neben der Ulmenhofschule stand und wo zuvor zwei Wochen lang Zirkusvorstellungen statt fanden. Wie praktisch!

Nun sollte Jon Flemming Olsen auf der Bühne in der Manege des Zeltes vom „Zirkus Zaretti“ auftreten. Da hat PEP aufgrund der zu erwartenden guten Stimmung natürlich zugegriffen. Denn Konzerte im Zelt sind bei PEP immer etwas ganz Besonderes, wie man aus der Vereinsgeschichte weiß. Unvergessen der große „Uriah Heep“-Auftritt 2010 mit 800 Gästen in einem großen Zelt auf der Kellinghusener Poggenwiese.

Nun präsentierte PEP den Sänger, Schauspieler, Autor und Grafikdesigner in einem Zelt, das einen Tag später als eigentlich geplant erst wieder abgebaut wurde. So versammelten sich die Besucher in einer ganz besonderen Atmosphäre unter dem dunkelblauen Zeltdach mit aufgemalten Sternen. Wie stimmungsvoll…

Das rief im Gesamtpaket anscheinend großes Interesse hervor, wie beim Blick in die Runde festzustellen war. Da es in der Lokalzeitung eine größere Ankündigung über das Konzert gegeben hatte – und obwohl es laut dem PEP-Vorsitzende Oliver Zantow im allgemeinen nicht einfach sei, Menschen für die Kleinkunst zu interessieren –, hat es hier trotz des kurzen Vorlaufs geklappt.

Wie bei den Konzerten zuvor in der Ulmenhofschule konnte an diesem Abend schon wieder die dreistellige Besucherzahl geknackt werden. Einen Tatsache, über die sich besonders Oliver Zantow aus den genanten Gründen sehr freute.

Vielseitig als Musiker und Entertainer: Gestenreich beschrieb Jon Flemming Olsen seine Songs in seinen Ansagen.

In seinem Soloauftritt wirkte Jon Flemming Olsen wie in einer Mischung aus verschiedenen Vorbildern musikalischer Art – im Auftreten von Bob Dylan bis Otto Waalkes mit verschiedensten Zupf- und Blasinstrumenten und einem eigenen, sehr charmanten Humor. Auch hier bei der Vorstellung der Songs aus seinem neuen Album „Haus der Liebe“ (2025) musste der Interpret des Abends improvisieren wie beim letzten Mal. Er saß nun auf einem Podest, auf dem er auch seine zahlreichen Instrumente platziert hatte, Ukulele, diverse Gitarren und Mandolinen, und bediente seine Instrumente wie in einer Pilotenkanzel. Sein Publikum bat er wieder direkt vor die Bühne.

Während des Auftritts von Jon Flemming Olsen kam eine ganze Reihe an Zupfinstrumenten zum Einsatz – von der Gitarre über die Mandoline bis hin zur Ukulele.

Seine deutschspachigen Songs waren teils melancholisch und nachdenklich, aber auch mal rockig oder im Country-Stil gehalten. Nebenbei bediente der Musik-Entertainer mit seinen Füßen auch noch eine neben sich platzierte Bass-Drum und zupfte dabei an den Saiteninstrumenten. Einmal brachte er für seine Flöte auch einen Halshalter zum Einsatz. „Das wollte ich wie Bob Dylan schon immer mal.“

Neben seinen diversen Zupfinstrumenten spielte auch eine unübersehbare Bass Drum eine Hauptrolle für die Songs von Jon Flemming Olsen.

Mit seiner humorvollen Art, zog er das Publikum in seinen Bann. Dabei ging er auch auf die aktuelle politische Lage mit dem Weltfrauentag oder Donald Trump in den USA ein. Auf sein Publikum wirkte der 60-Jährige aus Hamburg auch ein bisschen pädagogisch ein, indem er es zuweilen auch schon mal mitsingen oder -summen ließ. Und in der Pause bat er die Zuhörer noch, einem Mann, der auf dem Bühnenpodest die Instrumente stimmen sollte, nicht zu applaudieren oder ihn zu Zugaben aufzurufen – denn der Mann war: er selber. Auch ein netter Gag.

Nach zwei Stunden Programm mit fünf verschiedenen Gitarren, mit Ukulele und Mandolinen sowie dem moderaten Einsatz der Bass Drum klatschte ihn das Publikum zu zwei Zugaben auf seinen Platz zurück. Erst dann entließ er es in die kühle Frühlingsnacht. Da hatten viele fast das Gefühl, dass sie nicht nur in einem Zirkuszelt waren, sondern wirklich in einem „Haus der Liebe“.


 Ludger Hinz