review – ILLEGAL 2001

Kellinghusen – Ach was, na schau an – die Band gibt’s auch noch… dachte ich, als PEP in seinem Jahresprogramm die Band „Illegal 2001“ ankündigte. Wie viele andere, mit denen ich mich zu diesem Thema unterhielt, gilt auch für mich das, was viele in Bezug auf sie gesagt haben: „Mit denen bin ich aufgewachsen.“ Ihre Songs schwirren einem immer noch im Kopf herum.

Umso gespannter durfte man auf dieses Konzert sein. Das entpuppte sich schnell – auch insgesamt 37 Jahre nach ihrer Bandgründung – als Renner beim Publikum: Innerhalb kürzester Zeit waren die 160 Tickets für die Ulmenhofschule im Vorverkauf vergriffen. Da musste Vergrößerung her, fiel den PEP-Verantwortlichen schnell auf. Sie zückten ihre Geheimwaffe für diesen Fall – und zogen in die Kartoffelhalle (der Firma Pohl-Boskamp) nach Hohenlockstedt um.

Die, wie der Name schon sagt, ehemalige Lagerhalle für Ernteprodukte der Kartoffelbauern aus der Umgebung ist mittlerweile in eine moderne Veranstaltungshalle für Livemusik umgewandelt worden mit eigener Bühne, Licht- und Soundsystem, Verkaufstresen für Getränke sowie Merchandise und Stehtischen, alles gut ausgebaut und publikumssicher eingerichtet.

Beste Voraussetzungen also für das Konzert einer begehrten Band. Auch hier waren die Tickets für die dreifache Besucherzahl aus der Ulmenhofschule schnell weg. Auch hier galt: „Ausverkauft“, wie es prominent auf der PEP-Homepage verkündet wurde. So war auch im Gegensatz zu den Konzerten zuvor keine Ankündigung in einer Lokalzeitung mehr nötig.

„Illegal 2001“, eine letzlich irgendwie unterschtätzte Musiklegende, die über einen regionalen Bekanntheitsgrad in Norddeutschland zwar nicht hinaus gekommen ist, aber in vielen Kennerkreisen auch darüber hinaus nach wie vor Kultstatus besitzt.

Die Mitglieder von „Illegal 2001“ begrüßten die Besucher auf ihre eigene Weise (v.l.): Kultband auf der PEP-Bühne in der Kartoffelhalle (v.links): Thomas Lötzsch (Gesang), Wilfried „Fiete“ Schlüter (Keyboard), Jens Liebschner (Schlagzeug), Fred Sonnenschein (Bass) und Christian „Chrischi“ Warkocz (Gitarre).

Da liegt die Aktualität schon im Bandnamen begründet. Im Jahr 1988 war dieser geradezu futuristisch. Wer scherte sich zum Ende der 80er Jahre schon um die Jahrtauendwende? Die war noch weit weg, wenn’s auch nur zwölf Jahre waren. Vielleicht auch deswegen, weil ihr trotz einiger Erfolge, Preise und Chartplatzierungen der ganz große Durchbruch doch letzlich verwehrt blieb, fand sie den Weg in die Herzen vieler.

Manchmal muss eine Band ja auch nicht durch ihre großen Erfolge, durch ausverkaufte Stadionkonzerte und Hits am Fließband im Gedächtnis bleiben. Manchmal sind die Mechanismen viel weniger spektakulär, in diesem Fall sogar sehr liebenswürdig. Diese Band erhielt in ihrer Hoch-Phase zur Anfangszeit zwar auch diverse Auszeichnungen, gewann unter anderem den „Echo“ und „R.SH Gold“. Aber abgesehen davon traf sie mit ihren Songs anscheinend vor allem den Nerv eines Feierpublikums der End-80er und Anfangs-90er Jahre.

„Illegal 2001“ bot knapp zwei Stunden lang ein Konzert mit all ihren bekannten Hits mit (v.links): Fred Sonnenschein (Bass), Wilfried „Fiete“ Schlüter (Keyboard), Thomas Lötzsch (Gesang), Jens Liebschner (Schlagzeug), und Christian „Chrischi“ Warkocz (Gitarre).

Aus der Kombination von eingängigen Melodien, witzigen Texten und lustigen Ansagen dazu blieben ihre Lieder bei vielen irgendwie bis heute präsent. Im Gegensatz zu englischprachigen Texten, deren Sinngehalt die meisten hierzulande gar nicht verstehen, konnte man hier auch inhaltlich mitgehen.

Ihre Sprache: eindeutig, aber nicht vulgär; die Songs: manchmal plakativ, andere fast lyrisch; die Musik: laut, aber nicht hysterisch, teilweise poppig, aber nicht kitschig, auch mal rockig, aber nicht aufdringlich – kurz: schöne Songs für die Ewigkeit. Und das alles auch noch handgemacht, spielen sie doch zusätzlich zur klassichen Rockbesetzung aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang auch noch Keyboard.

Und sie ist immerhin für einige ikonische Lied- und Textzeilen zuständig, die bis heute über mehrere Generationen bei den Zuhörern haften bleiben. Denn wenn man Durst auf ein schönes, kaltes Bierchen hatte, sang man gerne beim Song „Dosenbier macht schlau“ mit; wenn man einen dicken Kopf hatte, schwirrte einem in selbigem die Textzeile „Nie wieder Alkohol“ herum.

Der Erfahrungsbericht eines Heranwachsenden, der eigentlich nur per Auto zu seiner Freundin will und dafür so einige Unwägsamkeiten auf der „A7“ überwinden muss, nur um schließlich festzustellen, dass seine Herzensdame inzwischen einen ganz anderen will, wird so oder ähnlich sicherlich auch dem ein oder anderen widerfahren sein. Der Wiedererkennungswert also: hoch.

Zuweilen sang man die Songs in der Disco, beim damals noch gängigen Zeltfest mitten auf dem Land oder später bei der Scheunenfete aus voller Kehle mit, oft liefen sie im Cassettenrekorder im Auto, ebenso häufig waren sie im Radio zu hören.

Nun hatte PEP auch noch Glück, dass es ein sehr schöner Frühlingstag mit Sonne satt war, an dessen Ende die fünf Musiker die Bühne erklommen. So konnten sich die Besucher vorher draußen vor der Halle noch mit dem obligatorischen Bier und einer Bratwurst auf das Konzert einstimmen.

Highlight im Frühling: Am Ende eines schönen Sonnentages begrüßten die PEP-Mitglieder die Gäste zum „Illegal 2001“-Konzert.

Und das taten sie. Viele der Besucher waren im Alter von Mitte/Ende 50, also zu den Hoch-Zeiten der Band in den 20ern. Aber auch einige Jüngere waren da, und wenn man die fragte, warum sie zu diesem Konzert kamen, erhielt man die Antwort, die letztlich auch nicht erstaunen konnte: „Weil ich mit der Musik aufgewachsen bin.“ Genauso wie ihre Eltern, von denen sie die Songs natürlich vorgespielt bekamen. So war hier im Publikum ein Mehrgenerationengemisch vorhanden, das der Stimmung sicherlich keinen Abbruch tat.

Und die fünf Musiker ließen sich hier natürlich auch nicht lumpen und spielten ein Konzert mit ihren größten Hits und einigen ergänzenden Songs drumherum. Gehüllt in rote T-Shirts im „Panzerknacker“-Design, bedeuteten sie dem Publikum somit, mit ihnen gemeinsame Sache machen zu wollen.

Obwohl die Band seit 25 Jahren kein neues Album mehr veröffentlicht hat, konnten die Fans bei den bekanntesten Songs wie „Nie wieder Alkohol“, „Dosenbier macht schlau“, „Sei mein Freund“ und ihrem wohl größten Hit „A7“ auch 30 Jahre nach ihrer Bandgründung 1988 immer noch alle Titel aus voller Kehle mitsingen.

Begeisterung im Publikum: Die Zuhörer konnten jeden der großen Hits auch nach mehr als 35 Jahren noch mitsingen.

Die fünf Jungs aus Schleswig-Holstein Fred Sonnenschein (Bass), Wilfried „Fiete“ Schlüter (Keyboard), Thomas Lötzsch (Gesang), Jens Liebschner (Schlagzeug) und Christian „Chrischi“ Warkocz (Gitarre) brachten den Saal fast zwei Stunden lang zum Kochen. Für die meisten Zuhörer rief die Musik ihre Jugenderinnerungen zurück.

Die Band ihrerseits war völlig begeistert von Publikum und Atmosphäre. Keyboarder Wilfried Schlüter war hinterher zwar ziemlich geschafft, aber hingerissen: „Sie haben alle mitgesungen, nach so vielen Jahren, auch die Jungen“, wie er sich freute. So passte dieses Konzert auch in ihre derzeitige Maxime, die sich die Musiker gesezt haben: nur noch Konzerte zu spielen, die sie selber wirklich wollen. In diesem Jahr sind das nur sechs Stück.

Ein Traum für viele Fans: „Praktikant“ bei „Illegal 2001“

Und auch PEP-Vorsitzender Oliver Zantow stellte zufrieden fest: „Nach zwei Tagen Aufbau mit einem tollen Team aus 25 Helfern hat bei super Wetter alles gut geklappt.“ Da konnten die Band und PEP sich nur gegenseitig versichern, dass sie auch beim nächsten Mal gerne wieder eingeladen werden. Vielleicht ja im Jahr 2028. „Da feiern wir unser 40-jähriges Bestehen“, kündigte Wilfried Schlüter schon einmal an.

Ludger Hinz