review – Doyle, McGoldrick, McCusker

Kellinghusen – Ach, Du grüne … – nein, das sage ich jetzt nicht, aber mal wieder irische Klänge in der Ulmenhofschule? Das hatten wir tatsächlich lange nicht, dachte ich, als die Ankündigung bei „Pep“ heraus war. Gab es zuletzt viel Rock und Singer/Songwriter-Musik sowie ein bisschen Blues, so sollte nun ein Hauch von Kleeblättern und Guinness über die Bühne wehen und die Musik von der grünen Insel das Programm fröhlich abrunden – keine so schlechte Idee.

Die Türen für Irish Folk standen an diesem Abend sperrangelweit offen, als John Doyle, Mike McGoldrick und John McCusker in der Ulmenhofschule auftraten.

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Nur, was sollte man von dieser Formation aus drei schon erfolgreichen Musikern erwarten? John Doyle (50), Mike McGoldrick (51) und John McCusker (50) haben als Solo-Musiker ebenso wie als Teile von Bands oder als Produzenten bereits Erfolge gefeiert.

Irische Musik, das kann aber vieles sein, die deckt ein breites Spektrum ab. Eine Musikrichtung von melancholisch bis fröhlich, die die Zuhörer mit ihren Klängen in meist längst vergangenen Zeiten versetzt. Irish Folk – der scheint wie eine Art Zeitmaschine, die uns in eine Welt der Melancholie, der Pubs und der unermüdlichen Suche nach dem verlorenen Schaf zurück katapultiert.

Da gibt es ein breites Spektrum: von über Jahrhunderte gewachsenen traditionellen, schwermütigen und oft alkoholgeschwängerten Klängen der irischen grünen Insel, wie von den „Dubliners“ gewohnt; über rockig-punkige Versionen á la den „Pogues“; bis hin zu moderneren Sounds diverser junger Bands.

Mich beeindruckt und verwirrt gerade in diesem Genre immer wieder der Einsatz dieser Unzahl von Instrumenten, die in ihrem Zusammenklang erstaunlicherweise geradezu orchestral wirken. Von der Fiddle (Geige) und der Tin Whistle (Metallflöte) über Uilleann Pipes (ein Dudelsack), dem Akkordeon (Knopfakkordeon, „box“ genannt), der irischen Holzquerflöte (flute) bis hin zu Klavier, Concertina, Banjo und die Mandoline beziehungsweise Mandola. Da habe ich manchmal das Gefühl: Setz einem Iren irgendein Instrument vor – und er spielt es.

Für den Rhythmus hat diese Musik gar kein Schlagzeug nötig – die Bodhrán (eine irische Rahmentrommel) macht das genauso gut. Das, gemixt mit schnellen Polkarhythmen – mischt jede Party auf. Seit den 1960er Jahren fanden auch die Gitarre und die irische Bouzouki Einzug in das Instrumentarium, sowie die weniger eingesetzte keltische Harfe.

Da sich die drei Musiker an diesem Abend auf das Wesentliche beschränken wollten, haben sie uns einen Großteil von all diesen dann aber auch erspart. Und versprachen dennoch ein Irish-Folk-Erlebnis auf hohem Niveau, sind sie doch ihrerseits alle in diesem Genre bereits bekannte Stars von Weltformat.

Um dem elenden Leben der Vergangenheit musikalisch zu entgehen, sind die beliebten Grundformen, auf die sich auch die modernsten Irish Folk-Formationen beziehen, die irischen Tänze: der Reel und der Jig, der Slide und die Polka. Diese keltischen Tanzmelodien sowie berührende Balladen sollten nun auch hier bei „Pep“ zelebriert werden.

Alle drei arbeiteten bereits mit den Größen des Folk von Joan Baez bis Bob Dylan zusammen. Schon das erste Studioalbum der Multiinstrumentalisten Doyle, McGoldrick und McCusker, „The Wishing Tree“ (2018), bedeutete eine Reise zurück zu den beschriebenen irischen Songs. „Dies sind sehr hochkarätige Folkmusiker von Weltrang“, sagte zumindest der „Pep“-Vorsitzende Oliver Zantow, „und Ian Mc Cusker ist uns mit der ,Battlefieldband‘ ja auch kein Unbekannter in Kellinghusen“, ergänzte er. Da hatte er natürlich Recht, und genau das war es, was die Spannung auf das Konzert zumindest erhöhte, denn die „Battlefield Band“ brachte bei ihren diversen „PEP“-Auftritten in Kellinghusen immer die pure Lebensfreude auf die Bühne.

Über eines musste man sich allerdings auch im Klaren sein: An diesem Abend standen mit diesen drei Traditional Folk-Musikern im Gegensatz zu den wilden Rock- oder Punk-Folkern eher die Vertreter gemäßigter traditioneller Klänge im Vordergrund. Sie brauchten auch keinen Bandnamen; alleine ihre eigenen Namen – hintereinander gesetzt – sagten die Qualität ihres Tuns voraus.

Die drei als Trio auftretenden Musiker machten es dann hier auch kurz, nahmen nebeneinander auf der Bühne Platz und brannten eineinhalb Stunden lang trocken ein Feuerwerk des Irish Folk ab, in dem sie hauptsächlich auf Geige (McCusker), die Flöteninstrumente (McGoldrick) und Gitarre (Doyle) zurück griffen diese und hie und da mit ein wenig Gesang ergänzten.

Der beinahe schwarz-dunkle Saal ließ die drei Musiker auf der Bühne umso sicht- und hörbarer werden. So wurde es ein zwar ruhiges, aber dennoch fröhliches, filigran vorgetragenes Konzert, in dem die Reels und Jigs, gespielt mit akustischen Instrumenten, ihre Wirkung nicht verfehlten. Zwischen den instrumental vorgetragenen Tänzen spielten sie aber auch einige Songs mit Gesang dazu.

Stimmungsvolle Stillleben in der Ulmenhofschule (v.l.): Rotweingedeck, Mischpult und Gitarrenhalter.

Stimmungsvolle Stillleben in der Ulmenhofschule (v.l.): Rotweingedeck, Mischpult und Gitarrenhalter..

Aufgrund der fröhlich-musikalischen Grundstimmung, die ihre Musik ausstrahlte, juckte es einige im Saal doch, zu den Songs auch zu tanzen. Da die Aula der Schule aber bis kurz vor der Bühne bestuhlt war und die meisten Zuhörer auf ihrem Stuhl Platz genommen hatten, bestand nur wenig Platz für raumgreifende Schritte. So standen manche der Zuhörer auf und wippten mit der Musik einfach mit – die norddeutsche Variante, aus sich heraus zu kommen…

Schließlich gab es zwei Zugaben. Dazu gaben sie sich auch pubklikumsnah und signierten in der Pause und nach dem Konzert CDs und Poster. Wer nun Freude und Begeisterung für dieses Trio empfunden hat, der muss nur ein wenig Geduld haben. Gemäß Ankündigung sind sie demnächst wieder auf Deutschlandtournee – ab November 2025; vielleicht ja auch wieder bei „PEP“. Darauf dann erst mal noch ein Guinness: Prost! (lh)